30 Tage ohne Geld – ich als mich https://ichalsmich.com lesen mal anders geschrieben Fri, 03 Jul 2015 08:55:44 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.5.7 30 Tage ohne Geld – KEEP THE TRASH ALIVE! https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-30/ https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-30/#respond Wed, 01 Jul 2015 23:04:19 +0000 https://ichalsmich.com/?p=527 Weiterlesen 30 Tage ohne Geld – KEEP THE TRASH ALIVE!]]> Geschafft! Was macht man als erstes nach einem Monat ohne Kohle? Klar, ab in den nächsten Fastfoodladen, einen veganen Cheeseburger verdrücken. Irgendwie eine “Tat” mit gemischten Gefühlen. Der Gedanke, dass durch meinen Kauf irgendwo noch gut erhaltene Lebensmittel in Containern verderben, ging mir nicht aus dem Kopf.


Nachdem sich das Experiment nach 15 Tagen mehr oder weniger im Kreis drehte und die immer selben Bilder einer verwöhnten Wegwerfgesellschaft entstanden, verspürte ich  nicht wirklich das Bedürftnis den Blog aktuell zu halten. Es gab dennoch viele Erlebnisse die ich noch erwähnen möchte bevor ich das Experiment “abschließe”.

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Ein Höhepunkt war das Interview in der FM4 Morning Show mit Judith Revers und Stuart Freeman. Ich war ziemlich aufgeregt, da ich nicht wirklich wusste ob mein Experiment großartig genug war, um vor der kritischen FM4 Höhrerschaft standzuhalten. Schlussendlich hat es aber sehr Spaß gemacht mir diesen herzliche Menschen zu quatschen. Auch das Feedback war sehr positiv. Falls ihr es verpasst habt, könnt ihr es  nachhören:

freunde für die tonne!

Spannend war auch der Tag an dem mein Bruder und einige Freunde aus Tirol zu Besuch in Wien waren. Sie hatten mein Experiment mitverfolgt, doch waren mit der Materie niemals wirklich konfrontiert worden. “Können wir mal mitgehen Dumpstern?” Ich war erste etwas skeptisch, es gab Tage an denen ich nichts gefunden hatte – was wenn sie dann enttäuscht sind oder es einfach nur ekelhaft finden?

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Die Angst war freilich total unbegründet, schon nach nur 2 Supermärkten waren wir so schwer beladen, dass wir 30 Minuten später in der Küche saßen und nicht schlecht staunten.  Gemeinsam haben wir aus dem “Müll” ein feines Essen zubereitet. Es wurde ihnen klar, dass diese Verschwendung reeller ist als sie glaubten. Es ist etwas anderes wenn man vor diesen Lebensmitteln steht, mit ihnen arbeitet, als nur die Fotos im Web zu sehen.

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Ich war glücklich darüber, dass das Gespräch noch lange in das Essen hineinreichte. Ein Festmahl mit reichhaltigen Vitamnen, Erfahrungen und sogar einer süßen Nachspeise.

Upcycling

Ich hab neulich ziemlich gut erhaltene Skateboards in einem Container gefunden, die somit mein nächstes Projekt einleiten – in 30 Tagen zum Profiskater. 🙂 Nein, ich werde mich demnächst der guten alten Handarbeit hingeben und mich dem sogenannten Upcycling widmen. Aus diesen Skateboards werd ich ein hippes Regal basteln und darüber in meinem Blog schreiben.

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Wie Geht’s weiter?

Ich werde mir täglich Burger und Pommes in die Figur schmeißen, dem Kapitalismus ein gewinnbringendes Liedchen singen und ein langweiliges Dasein im Angesicht meiner Trägheit fristen. 😉 Nein, mein Experiment ist nur eine Welle an Erfahrungen auf der ich zukünftig surfen werde. In mir schlummern viele neue Gedanken und Ideen. Ach, ich bin jetzt übrigens ausgebilfeter “Foodsaver” bei Foodsharing.at und werde Lebensmittel retten, bevor sie in der Tonne landen. Es gibt so viele Erfahrungen die ich gemacht habe und ich weiß nun einmal mehr, dass sich durch mein Handeln sehr vieles zum Positiven ändern kann. Ich werde mit anderen Augen durch Supermärkte gehen, nur mehr das notwedigste kaufen und versuchen den eigenen Hausmüll knapp zu halten. Ich werde die wichtigsten Grundnahrungsmittel zukünftig bei sogenannten Foodcoops konsumieren, damit umgeht man den Zwischenhandel und vermeidet auch noch sehr viel Abfall. Falls euch das Thema Interessiert, lege ich euch diese Seite ans Herz: www.foodcoops.at. Ich hab auch viel über mein restliches Konsumverhalten nachgedacht. Mein nächstes Handy wird ein Fair-Phone sein, es ist designt um es einfach reparieren zu können, das spart nicht nur Abfall sondern auch Geld. Ach, und  dann ist da noch dieses Upcycling-Projekt, das ich demnächst angehen werde. Auch wenn das Wort Nachhaltigkeit mittlerweile ziemlich instrumentalisiert wurde, sollte es DAS THEMA für unsere Zukunft sein. KEEP THE TRASH ALIVE!

DANKE

an alle Menschen die mich bei meinem Experiment unterstützt haben, die mir hin und wieder ausgeholfen haben, ob durch Motivation, einem Schuss Bratöl, Gewürzen oder dem ein oder anderen Genussmittel. Unterm Strich hab ich mir ca. 500€ gespart. Diese werden freilich nicht in das Wohkstandsbäuchlein investiert, sondern kommen demnächst den Menschen zugute, die es derzeit am dringensten haben – asylsuchende Menschen in Österreich.

Ich hoffe ich konnte einigen Menschen mit meinen Gedanken bereichern und freue mich wenn ihr meinen Blog weiterhin verfolgt.

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Tag 15 ohne Geld – Halbzeitgedanken https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-15/ https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-15/#comments Tue, 16 Jun 2015 21:53:00 +0000 https://ichalsmich.com/?p=418 Weiterlesen Tag 15 ohne Geld – Halbzeitgedanken]]> Wir leben in einem extrem reichen Land und das Traurige daran ist, dass wir uns schon so sehr an den Luxus gewöhnt haben, dass wir diesen Reichtum kaum noch schätzen und noch weniger fassen können.

Je näher der Tag rückt, an dem ich wieder Geld ausgeben werde, desto weniger verspüre ich das Gefühl etwas verpasst zu haben. Man sagt, dass man erst weiß was man hat, wenn es eines Tages nicht mehr da ist. Doch unterm Strich existieren hierzulande viel mehr von diesen Dingen, die man nur schätzt solange man sie hat. All diese kleinen Konsumgüter, die uns anscheinend glücklich machen, entpuppen sich nur als verzichtbare Gewohnheiten. Gerne schieben wir auch den Konsum vor den eigentlichen Bedürftnissen her. “Gehen wir auf einen Kaffe?” Eigentlich sollte ja die Freundschaft und der Mensch im Vordergrund stehen. Warum nicht: “Ich vermisse dich und würd dich gerne sehen.” Vielleicht fehlt uns ein wenig das Selbstvertrauen, um die eigentlichen Bedürftnisse auszusprechen und verstecken sie daher in einer Kaffeetasse, Eistüte, unter dem Kinosessel oder hinter einem Markenshirt. Ich bewege mich derzeit in einem Umfeld von Menschen, die mit sehr wenig auskommen.  Ich traf Leute, die schon seit Jahren ohne Geld leben oder mit sehr wenig auskommen müssen.

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Am Restl Festl von Foodsharing teilten die Menschen das übrig gebliebene Essen aus dem Überschuss unseres Konsums. Gemeinsam bereiteten wir das Essen zu und aßen es. Sobald wir weniger haben oder uns mit weniger zufrieden geben rücken wir wieder näher zusammen. Und genau an Orten wie diesen findet man ein Stück echtes Glück. Etwas was ich nicht vermisse, ist die Herzlichkeit mit der man umworben wird. Prestige und Eitelkeit schlagen hier in eine ganz andere Richtung. Manchmal schäme ich mich sogar für mein überteuertes Smartphone. Ich denke, dass ich nach diesem Monat viel sparsamer leben werde ohne, dass es sich wie Verzicht anfühlt. Meine größte Angst ist, dass mich das Leben mit Geld wieder bequem macht und ich in alte Gewohnheiten zurückfalle.

Vor diesem Monat war es für mich ein ungutes Gefühl ohne Bargeld aus dem Haus zu gehen, da ich schon so konditioniert war alle Ansprüche auf das Leben automatisch mit Geld zu verbinden. Die bisherige Erfahrung hat mir gezeigt, dass die Kröten in der Tasche oft nur dafür sorgen, dass wir uns in den ewig selben Kreisen bewegen, ohne auch nur geringfügig aus dem Alltag auszubrechen. Dieser finanzielle Sicherheitsgedanke verhindert leider auch oft, dass wir Hilfe annehmen oder uns nach Alternativen zum Konsum umsehen. Viel lieber verschulden wir uns bei der Hausbank, als einen Freund oder eine Freundin um Hilfe zu bitten. Wieso ist Geld so wichtig, dass wir uns so sehr darüber definieren und dahinter verstecken?

Die Frage ist, was wir von unserem Leben erwarten. Wenn man nur halb so viel ausgeben würde, müsste man nur halb so viel arbeiten und hätten doppelt so viel Freizeit. Auch ein schöner Gedanke oder?

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15 Tage ohne Geld liegen nun hinter mir, was kann jetzt noch schief gehen?  Es ist zu einfach unter der königlichen Tafel zu lauern. Lächerlich, dass ich die Befürchtung hatte mein Experiment würde damit enden, dass ich Abends hungrig und selbstbemitleidend einen Burger bestelle. Ich wollte eigentlich lernen wie es ist wenig zu haben, doch ich lebe im Überfluss.

 

 

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Tag 14 – Interview mit Flo (Audio) https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-14/ https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-14/#respond Tue, 16 Jun 2015 00:44:33 +0000 https://ichalsmich.com/?p=442 Weiterlesen Tag 14 – Interview mit Flo (Audio)]]> Am Sonntag gegen 23:00 traf ich auf der Mariahilferstraße einen Menschen, der schon längere Zeit auf der Straße lebt und mich mit seiner Geschichte sehr berührt hat. Kurzerhand bat ich ihn um ein Interview, das ich mittels Smarphone aufgezeichnet habe. Es ist wirklich jede Minute wert! Das Leben ist ein Hund…

 

Ich hab ihm meine Nummer gegeben und bin sehr gespannt ihn kennenzulernen.

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Tag 11 – Das Glück in den Dingen https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-11/ https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-11/#respond Thu, 11 Jun 2015 22:30:41 +0000 https://ichalsmich.com/?p=350 Weiterlesen Tag 11 – Das Glück in den Dingen]]> Kurios, wie viel Geld ich im letzten Monat glaubte ausgeben zu müssen um glücklich zu sein. Bin ich nun am Boden zerstört, da ich all diese schönen Dinge nicht mehr habe?

Die letzten Monate meines Luxuslebens waren geprägt durch Kinobesuche, satte Einkäufe, Essen via Smartphone, Restaurantbesuche, Fernsehabende, ein romantisches Wochenende mit dem neuesten Egoshooter auf der Spielkonsole, Dates im Café und natürlich der Cocktail mit Freunden am Abend.

Und plötzlich riss mich der spontane Selbstversuch “30 Tage ohne Geld” komplett aus dieser Welt – der Horror!? Nein, ganz im Gegenteil und das gibt mir gerade den Stoff, viele Dinge zu hinterfragen. Meine neuen Lebensumstände landeten ziemlich schnell in den offenen Armen meiner Zufriedenheit. Aber warum ändert sich so wenig in meinem gefühlten Dasein, obwohl ich nichts mehr von all dem Glanz abbekomme?

Der Reichtum sagt noch wenig über das Glück eines Menschen aus – right?

Ich glaube, selbst der Luxus auf großem Fuß zu leben, verkommt im Sumpf des Alltags zur Routine. Was bleibt, wenn wir abends unseren müden Geist zu Bette tragen? Es sind nicht die Dinge selbst, es sind die Bedeutungen, die man ihnen im Licht des Tages geschenkt hat. Und genau dehalb fehlt es mir derzeit an nichts. Was ist schon Reichtum wenn wir die Relation verlieren?

Ich habe mich das erste Mal in meinem Leben wirklich übertrieben über eine Packung Nudeln gefreut, die ich beim Dumpstern (Containern) gefunden habe. Wohl kaum nachvollziehbar für Menschen, die Nudeln ohne eine Miene zu verziehen in den Einkaufswagen legen. Ich fühlte mich reich – auch wenn nur an Nudeln – es machte mich glücklich.

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Die große Wohnung, die neuen Alufelgen, das hippste Smartphone und die angesagteste Markenkleidung. Das sind nur Sachen, denen man durch Wertschätzung Bedeutung zumisst. Ich frage mich, ob wir überhaupt noch selbst darüber entscheiden, welche Bedeutung wir den Dingen schenken. Übernimmt das nicht schon zum Großteil die Werbeindustrie? Sie misst den Dingen die wir nicht haben Bedeutung zu. Aber wie nahe lassen wir diese Dynamik des freien Marktes an uns heran und können wir diese verkaufsfördernden Maßnahmen von unseren wirklichen Bedürfnissen unterscheiden?

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Schließlich lernt man in der Schule nicht ,wie man mit Geld umgehen muss? Doch, aber noch nicht flächendeckend. Unlängst lernte ich ein sehr ambitioniertes Team (Foto) an engagierten Menschen kennen, das das ändern will. Sie schulen Jugendliche spielerisch in ihrer Finanzkompetenz und geben ihnen mittels Workshops und cooler Projekte ein sehr unterschätztes Thema mit auf ihren Weg. Das hat jedenfalls einen Daumen nach oben verdient: facebook.com/threecoin3 | www.threecoins.org

Wir verstecken uns oft hinter einer Fassade von Dingen, die eigentlich nur eine indirekte Bedeutung für uns haben. Schätzen wir das Design unserer Markenkleidung wirklich so sehr, weil wir uns für Mode interessieren? Ich denke die wenigsten könnten auch nur eine Minute über das Outfit sprechen, das sie sich teuer erkauft haben. Wir wollen doch alle nur geliebt werden oder geht’s nur mir so beim Einkaufen? 🙂

Es ist ja nicht schlecht, sich nach sozialer Anerkennung zu sehnen. Der Mensch ist ein soziales Wesen – ein Rudeltier wenn man so will. Wenn alle ein neues Smartphone haben, will man das eben auch. Die Kehrseite dieser prestigeorientierten Gesellschaft ist das liebe Geld, das leider nicht alle so zahlreich besitzen um an das selbe “Glück” zu kommen.

Diese Woche erreichten mich einige Nachrichten über meine Facebook-Seite. Besonders von Menschen, die weniger hatten. Jemand schämte sich sogar dafür, sich alleine kostenloses Essen aus einem foodsharing Fair-Teiler (öffentliche Kühlschränke von foodsharing.at) zu holen.  Da wurde mir die Kehrseite dieses Lebens im Glanz und Glamour schnell bewusst – Ausgrenzung.

„Wenn die meisten sich schon armseliger Kleider und Möbel schämen, wie viel mehr sollten wir uns da erst armseliger Ideen und Weltanschauungen schämen.“ Albert Einstein (*1879, †1955)

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Wo wir schon beim Thema sind. Ich habe neulich beim Einkauf nach Ladenschluss gut erhaltene Markenkleidung in der Restmülltonne gefunden. Schade, dass dieser Mensch nicht den Mehrwert darin gesehen hat, diese tollen Klamotten weiterzuschenken. Hosen von “Armani Exchange” sind ja bekanntlich auch nicht die billigsten. Das T-Shirt hat übrigens schon eine neue Besitzerin. Es freut mich, jemandem damit eine Freude zu machen.

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Ich war bei einer Veranstaltung namens “Share Tank”, dort diskutierten inspirierende Menschen über die Share Economy. Es ist ein erstrebenswerter Ansatz, nicht alle Dinge besitzen zu müssen, es reicht, sie benützen zu können. Das kratzt jetzt sehr oberflächlich an der Thematik, daher möchte ich ganz subtil auf die TOLLEN Veranstaltungen von Vienna Shares hinweisen.

Die Essenz meiner Erfahrung der letzten 11 Tage ist ganz einfach zu erklären. Das Ausbrechen aus dem kommerziellen Teil des Alltags macht jede Menge Laune und bereichert mein Leben in seiner Wertschätzung nachhaltig. Auch wenn ich jetzt weniger zum Leben habe, gewinnen andere Dinge immer mehr an Bedeutung.

Danke allen, die mir unterstützende Worte geschrieben haben und fleißig meine Artikel teilen. 🙂

PS: Mama & Papa, mir geht es wirklich gut. <3

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Tag 6 – Robin Hood der grünen Tonnen https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-6/ https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-6/#respond Mon, 08 Jun 2015 01:52:51 +0000 https://ichalsmich.com/?p=305 Weiterlesen Tag 6 – Robin Hood der grünen Tonnen]]> Als ich am Samstag meinen ersten wohnungslosen Tag in Wien verbrachte, wurde ich von einer Gruppe AktivistInnen eingeladen, um mit ihnen Lebensmittel aus der Tonne zu retten. Diesmal allerdings in einer neuen Dimension, die mir den Mund weit öffnete.

Das klang nach dem kleinen Abenteuer, das ich brauchte, um mir mein Wochenende mit neuen Erfahrungen zu füllen. Nicht ganz nebenbei brauchte ich das Essen nun mehr denn je, nachdem ich mich aus meiner Wohnung ausgesperrt hatte und temporär bis Sonntag weder Unterkunft noch Essen hatte. (Tag 5) Ich traf die Leute am ausgemachten Treffpunkt und stieg gespannt in den Kleintransporter ein.

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Die Fahrt war entspannt und ich wusste nicht, was mich Neues erwarten würde, immerhin bin ich ja mittlerweile etwas mit der Thematik vertraut. So fuhren wir von den abgelegensten bis in die belebtesten Gebiete Wiens.

Was ich hier mit eigenen Augen sah, machte mich traurig und saurer, als die noch kalte Milch, die aus dem Abfallcontainer ungehört ihre Abschiedshymne sang.

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Tonnen voller Brot, so frisch und weich, als wäre es direkt aus dem Ofen gefallen.

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So viele Bananen, dass wir es niemals geschafft hätten, genügend hungrige Menschen oder Affen dafür begeistern zu können. Nur wenige fanden nach ihrer langen Reise aus Afrika den Weg in unseren Transporter. Da sorgte auch kein Fair-Trade Logo für gute Laune.

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Unsere Kisten wurden immer voller, wir wurden immer wählerischer mit der Auswahl des Weggeworfenen.

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Im Müllraum stehende Einkaufswagen wurden gleich für den Abtransport instrumentalisiert. Es entstand ein einkaufsähnliches aber dennoch trauriges Gefühl.

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Viele Getränke wurden anscheinend weggeworfen, da das Mindesthaltbarkeitsdatum am selben oder nächsten Tag abgelaufen war, Etiketten zerissen oder abgegangen sind.

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Von noch kalten Smoothies bis Mineralwasser, Orangensäfte, Hohes C, Coca Cola… All das ist den KonsumentInnen anscheinend nicht mehr zumutbar.

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Der Kleintransporter füllte sich schnell mit den kostbaren Lebensmitteln, die aus der Wertschöpfungskette des Verkaufs gefallen waren.

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Am Ende wurden die Lebensmittel zu Menschen gebracht, die sich diesen Luxus nicht leisten können, da sie finanziell schlechter gestellt sind.

IHR SEID SPITZE!
Diese AktivistInnen werden keine Preise gewinnen, sie werden auch nicht für ihre Taten gelobt, da vor dem Recht nicht die Verschwendung der Supermärkte, sondern die Rettung dieser Lebensmittel illegal ist. In diesem Falle spreche ich diesen Menschen meinen größten Respekt aus. Robin Hood hat seine treuen Nachfahren in Wien und viele Menschen profitieren davon.  🙂

Selbst ich zog mit gefüllten Taschen von dannen. Eine Freundin, bei der ich schlafen konnte, empfing mich mit großen Augen und konnte es selbst nicht glauben, was für ein Abendessen ich uns mitgebracht hatte. Ein Festmahl, das wir so schnell nicht vergessen werden.

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Auch wenn wir es uns nun leicht machen und die Schuld den Supermärkten zuschieben, so sollten wir uns zuallererst selbst fragen, wie unsere Kaufgewohnheiten aussehen, nach denen sich der Handel richtet. Würden wir die braune Banane noch kaufen? Schmeißen wir das übrig gebliebene Essen nicht auch in den Hausmüll?

Wir müssen ALLE gesamtheitlich umdenken.

Lebensmittelabfälle: Zahlen, Daten und Fakten
http://www.wien.gv.at/umweltschutz/abfall/lebensmittel/fakten.html

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Tag 5 – Freundschaft ist der Schlüssel https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-5/ https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-5/#respond Mon, 08 Jun 2015 00:31:55 +0000 https://ichalsmich.com/?p=278 Weiterlesen Tag 5 – Freundschaft ist der Schlüssel]]> Freitag Abend kündigte sich neben dem  Wochenende auch die Nahrungsmittelknappheit  an. Nach der Arbeit musste also neues Essen auf den Teller. Dank dem Schlüssel, den mir Keyman geliehen hatte, war das nun kein Problem mehr – dachte ich mir. Verrückt, dass mir gerade mein Schlüssel wenige Stunden später zum Verhängnis werden würde.

Als ich hungrig die Arbeit verließ, ging ich einfach nur drauf los, ich streifte zwar mit einer ungefähren Richtung aber keinem Ziel durch den 7. Bezirk.

Der Fair-Teiler im Cafe Siebenstern hatte nur ein karottenähnliches Gewächs zu bieten, an dem ich kurz rumknabberte, bis es in meiner Tasche verschwand. Ich sah junge Menschen, die schon auf dem Weg in das verdiente Wochenende waren. Lokale, mit Tischen neben der Straße: Menschen aßen prunkvolle Gerichte und tranken Wein. Ich kam mir ausgegrenzt vor. Mitten in der lebenswertesten Stadt brannte in mir das Gefühl, dass mir dieses Wochenende von all dem Reichtum nichts zu bieten hätte. Ich war niedergeschlagen, wahrscheinlich unterzuckert. Die letzten Sonnenstrahlen verbrachte ich im Park neben einer Gruppe junger Menschen, die meine Sorgen nicht teilten.

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Hat mein Experiment überhaupt Sinn? Wen interessiert das schon, was ich mache? Ich wünschte mir Gesellschaft und dieser stumme Schrei ins Universum blieb nicht ungehört. Mein Freund schrieb mir.

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(Anm. Dialekt | Tirol)

Er bot mir an, mich auf einen Veggie-Burger einzuladen. Ich entgegnete ihm:

„Ich glaub, das will ich nicht, ich würd mich sehr freuen, aber ich muss das ohne deine Hilfe schaffen“

Das Schloss vor meinem Mund musste ich wohl mit dem Müllraumschlüssel öffnen. Also machte ich mich hungrig im 3. Bezirk auf die Suche nach dem Stoff, aus dem satte Träume waren. Doch ich wusste einfach nicht, wo die Müllräume der dort ansässigen Supermärkte waren. Ich war doch noch nie allein dumpstern. Natürlich war ich auch zu feig, alleine danach zu suchen – immerhin bewege ich mich hier in einer gesetzlichen Grauzone. Aber mal ehrlich, welche Supermarktkette würde Anzeige erstatten, weil ein hungriger Mensch das essen will, was sie bereits weggeworfen haben. In diesem Fall brächte es für die nächste Weihnachtsfeier wohl einen extra Raum für die mit der Marketingabteilung verfeindeten Rechtsabteilung. Aber die rechtliche Lage ist soundso eine andere, sobald der Müll aus dem Supermarkt in den Müllraum wandert, gehört er der MA48. Dieser ist die Thematik der “MülldiebInnen” längst bekannt, daher ist man fleißig daran, die Schlösser mit jenen auszutauschen, deren Schlüssel unkopierbar sind. Was man davon halten soll, überlasse ich dem eigenen Verstand.

Am Weg durch die Straßen machte ich mir noch so einige Gedanken. Mache ich mir mit meinem Experiment nur was vor? Ist es eine Illusion, durch Enthaltsamkeit die Empathie für wirklich arme Menschen zu erlangen? Ich fühlte mich zwar am Boden aber war es das selbe Gefühl, das Menschen empfinden, die wirklich kein Geld haben? Als ich nur mit der seltsamen Karotte heimgekehrt war, entschloss ich mich kurzerhandm zu meinem Freund zu gehen, ohne seine Essenseinladung in Anspruch zu nehmen. Ich packte also von den Restgedanken meiner Pleite geplagt meinen Rucksack und warf die Tür hinter mir zu. Im Augenblick als das Schloss in die Tür schoss … schoss es mir durch den Kopf.

“OH NEIN, DER SCHLÜSSELBUND …”

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Ich hatte sämtliche Schlüssel und natürlich auch meine Geldtasche mit allen Karten und Ausweisen in der Wohnung liegen lassen – natürlich besitze ich keinen Zweitschlüssel – warum auch?

Was nun?
Schlüsseldienst kam nicht in Frage, das wäre das bezahlte Ende meines Selbstversuches. Meinem Vermieter meinte am Telefon, er komme erst Sonntag Abend wieder nach Wien und könne mir dann den Zweitschlüssel zu meiner Wohnung geben. Na gut, ich akzeptierte dieses kleine Schicksal, womit sich mein Experiment etwas verschärfte. Ein Wochenende ohne Wohnung, Identitätsnachweis und U-bahnkarte brach an. Ob es naiv oder zuversichtlich war, bereitete mir in diesem Augenblick keine großen Gedanken.

So verbrachte ich einen schönen Abend bei meinem Freund – es gab auch Knabberzeug, Spaghetti mit Tomatensauce und ein weiches Bett. Wie mein Wochenende werden würde wusste ich nicht, doch mir wurde einmal mehr bewusst, Freundschaft ist der Schlüssel zu vielem mehr als der gefüllteste Müllraum Wiens zu bieten hätte.

Danke Tolga! <3

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Tag 4 – Die LebensmittelretterInnen https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-4/ https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-4/#respond Thu, 04 Jun 2015 22:24:37 +0000 https://ichalsmich.com/?p=263 Weiterlesen Tag 4 – Die LebensmittelretterInnen]]> Mittlerweile verläuft mein Experiment “30 Tage ohne Geld” ziemlich entspannt. Ich nähre mich noch von den gedumpsterten Lebensmitteln des 1. und 2. Tages. Heute gab es ein feines Frühstück, für das ich all meine Prinzipien über Bord werfen musste, da ich als Veganer eigentlich nichts esse, das ein Gesicht trägt.

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Am Nachmittag traf ich Eva Maria Bruschek, Obfrau des Vereins “Die LebensmittelretterInnen”. Auf einer schattigen Parkbank am Karlsplatz haben wir über die Lebensmittelverschwendung in Wien gesprochen. Ihr Ansatz ist es, den Weg durch die Tonne zu umgehen, indem sie das überschüssige Obst und Gemüse direkt bei den HändlerInnen abholen.

ichalsmich: Hallo Eva Maria, erzähl mal, was sind die LebensmittelretterInnen?

Eva Maria: Die LebensmittelretterInnen sind ein Verein mit ungefähr 150 Mitgliedern, die, wie der Name schon sagt, Lebensmittel retten. Wir holen derzeit vom Brunnenmarkt, Viktor-Adler-Markt, von einer Bäckerei, wir haben eine Kooperation mit Rita bringts…

ichalsmich: Was holt ihr denn ab?

Eva Maria: Obst, Gemüse das nicht mehr verkäuflich ist. Weil die Birne braun ist, die Tomate ein wenig weicher, die Banane Flecken hat, solche Sachen. Bei Rita bringt’s sind es Sachen, die vom Catering übrig bleiben und bei der Bäckerei das Brot – logischerweise.

ichalsmich: Warum wird das nicht wiederverwertet?

Rita bringt’s verkauft teilweise zwei zum Preis von einem, aber das funktioniert auch nicht wirklich. Denen ist es wichtig, dass es etwas Sozialem zugute kommt. Den Bäckereien ist es egal, die schmeißen tonnenweise weg, das sind manchmal bis zu 7 Säcke pro Bäckerei. Die Leute, die am Brunnenmarkt einkaufen, wissen teilweise einfach nicht, dass beispielsweise eine Tomate ,die ein wenig weicher ist, trotzdem noch in Ordnung ist.

ichalsmich: Wäre es denn unwirtschaftlich für diese Betriebe, das Übriggebliebene oder Unschöne weiter zu verarbeiten – z.B. zu Marmeladen?

Eva Maria: Das sind Standler, die verkaufen nur und verwerten nicht. Vom Gefühl her sind sie froh, es taugt ihen, dass es uns gibt und wir es weitergeben – klar, sie haben ja auch dafür bezahlt und schmeißen auch ungerne weg. Was ich nicht verstehe sind die Bäckereien, die backen am Abend noch ein frisches Fladenbrot.

ichalsmich: Machen die Bäckereien am Abend so viel Umsatz, dass das notwendig ist?

Eva Maria: Natürlich, die Leute sind eben so verwöhnt, dass bis zum Ladenschluss noch etwas da sein muss. Wenn das Fladenbrot beim Bäcker A nicht da ist, gehen die Leute eben 10 Meter weiter zum Bäcker B.

ichalmich: Aber ProduzentInnen oder VerkäuferInnen haben ja auch das Recht, ihre Lebensmittel wieder wegzuschmeißen – oder nicht?

Eva Maria: Nein, das glaube ich nicht, weil Lebensmittel, wie der Name schon sagt, zum Leben da sind. Und in dem Moment wo ich sie wegwerfe, nehme ich dem Lebensmittel den Wert und verhindere, dass sie zum Leben sind. Ach es ist so schwierig…

ichalmich: In Frankreich gibt es ja jetzt diese Gesetze gegen Lebensmittelverschwendung, was hältst du davon?

Eva Maria: Garnichts, weil sie es ja auch kompostieren dürfen, im Endeffekt schmeißen sie es weg. Einerseits geben sie es dann Vereinen, die wieder Geld für die Lebensmittel verlangen oder man muss sich als EmpfängerIn dann wieder outen: „Ich bin arm, ich hab kein Geld”. Dieses Kriterium „bedürftig“ ist so eine Sache, weil mittlerweile gibt’s so viele Leute die arbeiten gehen und ihre 1500 € bekommen aber unterm Strich bleibt ihnen auch nichts, weil die Wohnung teuer ist, sie Schulden zurückzahlen müssen oder die Mutter unterstützten. Aber „arm“ sind sie ja nicht, weil sie verdienen ja eh so viel. (sarkastisch)

ichalmich: Was kann man denn deiner Meinung nach machen, damit kein Lebensmittel mehr weggeworfen wird?

Eva Maria:
Für mich hat Kärnten da eine ganz gute Aktion, seit einem Jahr gibt’s diesen Free-Market. Die haben eine Kooperation mit Spar, wo das Übriggebliebene abgeholt wird.  Alle Menschen können am Free-Market Lebensmittel gratis abholen – egal ob man General-Direktor oder ein Obdachloser ist.

ichalmich: Was kann man noch machen, um die Verschwendung zu minimieren?

Eva Maria: Man muss den Leuten klar machen, dass das Mindeshaltbarkeitsdatum ein Mindesthaltbarkeitsdatum ist. Ein Joghurt kann 8 Wochen danach immer noch gegessen werden. Eier hab ich selbst getestet, die sind nach 9 Monaten immer noch in Ordnung. Bei einem Fisch oder Faschiertem ist das was anderes, das hält halt nicht so lange. Aber jeder intelligente Mensch kann riechen, im Notfall schmecken – man schmeckt es, wenn es nicht mehr gut ist. Oder wenn es schimmelig ist, dann sieht man es. Was haben denn unsere Eltern früher gemacht?

ichalmich: Ich hab ja dieses Experiment und schätze Lebensmittel mittlerweile viel mehr, da ich den ganzen Luxus nicht mehr habe. Ist unsere Gesellschaft einfach zu verwöhnt vom täglichen Konsum?

Eva Maria: Ja, sie ist zu verwöhnt. Was ich immer so witzig finde ist, wenn Leute dann sagen, sie leben konsumfrei. Ja, aber das geht halt nur so lange nicht alle mitspielen. Zu sagen, ich leb konsumfrei, aber ich hol mir meinen Fernseher, mein Smartphone und meine tolle Kleidung über beispielsweise Share&Care. Ja, das muss ja vorher auch jemand bezahlen. Also wenn jeder sagt, ich konsumier das nicht, dann geht das vom System her nicht – das kann nicht funktionieren.

ichalmich: Also ist Konsum an sich nichts schlechtes, wenn man ihn mit Maß und Ziel betreibt?

Eva Maria: Genau, man darf die KonsumentInnen nicht verteufeln, aber man muss ja auch nicht alles haben, man muss nicht das neueste Smartphone haben, man braucht nicht die Zwiebeln aus Australien, man kann die auch bei uns holen.

ichalmich: Ist es irgendwann mal vorstellbar Lebensmittel zu verteilen ohne ihnen einen Geldwert zu geben?

Eva Maria: Ist es – weil wir machen das ja auch. Wir verteilen die Sachen vom Brunnenmarkt an AlleinerzieherInnen, Studierende, wer eben aller mitgeht. Und mittlerweile kommen dann auch Leute zum Schluss beim Aufteilen. Roma, Bulgar_innen und so weiter. Die haben auch kein Problem den matschigen Paradeiser zu greifen. Die sind halt jetzt gut und müssen gleich verwertet werden.

Ichalmich: Aber euer Prinzip funktioniert halt auch nur, weil andere für die schönen Sachen bezahlen. Es ist das was übrig bleibt.

Eva Maria: Es ist das was übrig bleibt – aber wenn die Leute nicht so deppert wären … Entschuldigung (hahaha) – dann würden sie das ja auch kaufen. Es muss halt alles superschön sein.

ichalmich: Danke Eva Maria für deine Zeit.

Nach dem Interview hat mich mich Eva Maria noch zum Viktor-Adler Markt eingeladen,  damit ich mir selbst ansehen kann, wie viel dort übrig bleibt. Natürlich auch, um mir einen frischen Vorrat für das Wochenende anzulegen.

Danach gings weiter auf die Donauinsel, wo ich eine schöne Zeit verbrachte. Die Sonne und der gedumpsterte Salat waren ein schöner Abschluss meines geld- und arbeitsfreien Tages. Das Leben ohne Luxus ist gar nicht mal so schlecht.

 

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Tag 1 – Eine romantische Reise beginnt https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag1/ https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag1/#comments Mon, 01 Jun 2015 21:19:43 +0000 https://ichalsmich.com/?p=205 Weiterlesen Tag 1 – Eine romantische Reise beginnt]]> Ich wusste nicht wirklich, auf was man sich mit dieser Entscheidung einlässt. Es klang so romantisch, mich einen Monat dem Konsum zu entsagen, ohne Geld zu leben.

Ich weiß immer noch nicht wirklich, was meine Motivation dafür ist. Vielleicht, weil ich es einfach verlernt habe, Lebensmittel zu schätzen. Vielleicht sind einfach zu viel hartes Brot und zu viele Essensreste in den Hausmüll gewandert.

Tu es einfach
Unvorbereitet startete ich in den ersten Tag – irgendwie geht das schon. #nomoney, #noworries. Der Gedanke, dass es nicht ganz so einfach wird, schwebte irgendwo im Schatten meiner romantischen Euphorie. Mit einem leichten Hungergefühl erwachte ich im Wissen, dass der Kühlschrank schon seit einiger Zeit leer war. Blöd irgendwie. Am Weg zur Arbeit wollte ich mir noch schnell Frühstück besorgen. Die Zuversicht war ein schöner Wegbereiter, doch ob sie auch meinen Hunger stillen konnte?

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Am Rochusmarkt quatschte ich am Obst- und Gemüsestand mit einer sehr lieben Frau. Natürlich hatte ich die Hoffnung, dass sie etwas mehr als Sympathie für mich übrig hat. Viel weggeworfen wird hier nicht, meint sie. Überschüssiges Obst wird zu Kuchen, Marmeladen, Kompott etc. Mit dieser Geschichte wollte ich eigentlich nicht in den Tag starten, eigentlich wollte ich in meinem Vorurteil, dass der moderne Mensch eine geringe Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln hat, bestärkt werden.

Na gut, kurzerhand startete ich noch zum Naschmarkt, der ja für seine aufsässigen Kostproben bekannt ist. Eigentlich wollte ich ja nicht zum Schnorrer werden, aber in dem Fall konnte ich mir das noch schön reden, immerhin werde ich ja gefragt, ob ich was kosten will und nicht umgekehrt. Ein viel zu kleines Stück getrocknete Melone später landete ich an einem Gemüsestand. Der Verkäufer meinte, dass übrig gebliebenen Waren am Samstag von der Wiener Tafel abgeholt werden. Diese Lebensmittel werden aufbereitet und bedürftigen Menschen geschenkt. Blabla, ich hab Hunger, lass mal lieber einen Apfel rüberrollen – dacht ich mir.

Nun war da neben dem Hunger auch noch der Gedanke, dass ich mit meinem Experiment einfach zu spät dran bin und die Lebensmittelüberproduktion längst gut sozialisiert ist.

Ab in die Arbeit, schließlich kann ich ja nicht den ganzen Vormittag mit Nahrungssuche verbringen. Neben dem Bürokram öffneten sich immer wieder Fenster im Browser wie foodsharing.at. Wow, tolles Konzept. Wer was zu viel hat stellt es rein und lässt es bei sich abholen. Es gibt in Wien auch sogenannte Fair-Teiler. Das sind Kühlschränke, an verschiedenen Standorten. Sie sind gefüllt mit Lebensmitteln, die vor dem Müll gerettet wurden. Man kann einfach hingehen und sich etwas nehmen oder zum Foodsaver werden und etwas geben. Da klappere ich doch gleich mal den Fair-Teiler ums Eck ab. Klar war der leer, das wäre auch viel zu einfach gewesen.

Fair-Teiler

Zurück in der Arbeit bot mir eine liebe Frau Kürbiskernknabberzeug in einer Facebook Gruppe an. 33 Minuten entfernt von meinem Büro. Soll ich mich nun wirklich durch den öffentlichen Verkehr kämpfen, um meinen Hunger mit süßem Knabberzeug zu bombardieren? Für mich verwöhnten konsumgleilen Europäer war ja schon der Weg zum Supermarkt eine Qual und jetzt die ganze Tortur wegen einer Hand voller Kürbiskerne? Mein Hirn sagte FUCK IT, mein Bauch war schon am Antworten. „Super, danke, ich mach mich auf den Weg.“ Eine halbe Stunde später kam ich an und läutete gespannt an der Tür. Die Dame hatte bereits 3 Packungen Knabberkürbiskerne in der Hand. Mein erster Gedanke: Verdammt, die sahen aber auf dem Foto größer aus. Ich fragte mal skeptisch, warum sie die denn loswerden will. Es war ein Geschenk und süße Sachen sind nicht so ihr Ding. Na gut, ich bedankte mich höflich und machte mich an der Verpackung reißend auf den Weg durch das Stiegenhaus. Ich fand es sehr lieb, dass sie sich wirklich die Mühe machte, die Packungen loszuwerden, anstatt den bequemen Weg in die Tonne zu wählen. Ich verspürte zu meiner eigenen Überraschung ein starkes Glücksgefühl, als ich die Packung an meinen Mund hielt um möglichst viele Kerne in mich reinzukippen.

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Wenn man immer wohlgenährt durch das Leben stolpert, sieht man die Welt mit anderen Augen. Übrigens, unterzuckert fühlt man sich wie leicht angetrunken. Die Knabberkürbiskerne taten schnell ihre Wirkung und mein Hungerzorn war passé.

Über Facebook schrieb mich ein Freund an, er würde mit mir dumpstern gehen. Ich war immer noch unzufrieden mit meiner Ausbeute und machte mich auf den Weg in seine WG. Dumpstern war mir ja nicht ganz fremd. Ich wurde gleich mit der Einladung begrüßt, ob ich auf gedumpsterte Kartoffel mit Tomatensauce bock hab. Ich überlegte kurz, ob das nicht irgendwie Verrat an der Sache ist, immerhin wollte ich nach meiner Naschmarktaffäre nicht mehr schnorren. Doch es geht mir ja darum, kein Geld in welcher Form auch immer zu brauchen. Wenn diese Kartoffeln schon mal in der Tonne lagen, haben sie ja jeglichen Geldwert für die Gesellschaft verloren – dachte ich mir mampfend und zufrieden. Es war schön zu sehen, wie sich die Menschen um dich kümmern und für dich da sind, auch wenn du dir selbst diese Bürde aufgezwungen hast.

Das Hungergefühl war nun um ein paar Stunden verschoben. Los geht’s. Dumpstern oder Containern, wie man dazu sagt, ist die Bezeichnung dafür, Lebensmittel aus Müllräumen von Supermärkten zu „retten“. Das war mir nicht ganz fremd, da ich in meiner Vergangenheit schon mal damit konfrontiert war. Nach diesem Abend tendierte ich wieder zu meinem Vorurteil. Lebensmittel haben nur den Wert der ihnen zugeschrieben wird. Hässliche Lebensmittel wollen eben nicht gegessen werden. Wir wanderten von einem Müllraum zum anderen und füllten unsere Taschen mit wunderbarer Lebenskraft. Ich konnte es kaum fassen, warum diese Missstände immer noch vorherrschen. Jeder Konzern schreibt sich doch längst Nachhaltigkeit auf die eigene Flagge.

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Der Abend endete mit einem festlichen Mahl und ich fühlte mich glücklich in meiner Entscheidung. Nahrung ist in nächster Zeit sicher ein großes Thema, doch es wird nicht das Problem werden, mit dem ich mich in diesem frisch angebrochenen Monat herumschlagen muss. Viel mehr werde ich mir die Fragen nach den Mechanismen stellen. Was läuft schief, dass so viele Lebensmittel in der Tonne ihr Ende finden?

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Experiment: 30 Tage ohne Geld https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld/ https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld/#comments Fri, 29 May 2015 19:46:59 +0000 https://ichalsmich.com/?p=166 Weiterlesen Experiment: 30 Tage ohne Geld]]> Manchmal kommt man auf seltsame Ideen und ich bin mir unschlüssig ob das eine gute war.
Ich werde den gesamten Juni ohne Geld leben. Das klingt wirklich hart und ich habe mir selbst noch nicht wirklich Gedanken gemacht, ob und wie das funktionieren soll.

Noch seltsamer als dieses Vorhaben finde ich aber den Umgang mit Geld und wie leicht es uns fällt, für den eigenen Wohlstand tief in die Tasche zu greifen.

  • Wie kann es sein, dass täglich tonnenweise Lebensmittel weggeworfen werden?
  • Ist der europäische Wohlstand wirklich so erstrebenswert, dass wir einen großen Teil unseres Lebens mit Arbeit verbringen?
  • Wie verändert sich das eigene Leben, wenn man auf den “Luxus” verzichtet?

Ich denke, diese Fragen werden mich im kommenden Monat noch näher beschäftigen. Jetzt muss ich mir erst mal Regeln aufstellen. Ich möchte alles meiden, das Geld kostet. Keine Lebensmittel aus dem Geschäft, keine Unterhaltung wie Kino, Playstation, Fernsehen, kein Kaffee in der Früh und auch der Wein am Abend fällt ins Wasser. Ich werde meine FreundInnen und Verwandten nicht anbetteln, dass sie mich zum Essen einladen. Als Raucher werde ich mich wohl die ersten Tage auch meinem Suchtverhalten stellen müssen. Kann ich das alles schaffen?

Im Prinzip ist die Regel ganz einfach: „Alles ist erlaubt, das kein Geld kostet.“

AUSNAHMEN:
So einfach ist es dann doch wieder nicht, daher muss ich mich mit einigen Kompromissen zufrieden geben:

Smartphone & Internet
Ich werde mein Handy brauchen und auch das Internet, um mich im Großstadtdschungel zurecht zu finden. Immerhin ist Kommunikation für mein Vorhaben das Wichtigste. Außerdem möchte ich meine Erfahrungen auf meinem Blog teilen und werde jeden Tag darüber schreiben.

Miete & Öffis:

Die Miete meiner Wohnung werde ich bezahlen. Ich brauche auch eine Möglichkeit zum Kochen, daher wird Strom auch der kleine Luxus sein, den ich mir gönne. Meine Jahreskarte ist bereits bezahlt, daher werde ich auch den öffentlichen Verkehr nutzen.

Ich bin nun gezwungen mir einigen Fragen zu stellen:

  • Wie komme ich an Essen?
  • Wie steht es ohne Geld um mein Sozialleben ?
  • Wird mir langweilig ohne kommerzielle Unterhaltung?

Da ich nicht arm bin, werde ich das Geld, das ich dadurch spare, den Menschen zukommen lassen, die es wirklich brauchen. Ich denke diese werde ich im Laufe dieses Monats kennenlernen.

Ich hab keine Ahnung, ob und wie ich das schaffen soll, daher wünscht mir Glück und supportet mich auf Facebook! 🙂

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