Allgemein – ich als mich https://ichalsmich.com lesen mal anders geschrieben Sun, 06 Sep 2020 20:51:46 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.5.7 Nur ein Reim https://ichalsmich.com/ein-reim/ https://ichalsmich.com/ein-reim/#respond Sat, 21 Jul 2018 18:35:39 +0000 https://ichalsmich.com/?p=628 Weiterlesen Nur ein Reim]]> Ein Reim reimt sich von Satz zu Satz. Doch am Ende vergisst man ihn – kein Platz, kein Platz.
Doch dieser Reim, der reimt sich nicht von Wort zu Wort. Er findet seinen Platz dann eben dort.

Dort wo sich das Wort dem Leben eint. Dort ist der Reim im Sein vereint.

Und macht der Reim ‘nen Sprung – mit einem Satz in die Erinnerung. So schlummert er ja Wort für Wort und Satz für Satz und gönnt sich diesen edlen Platz.

Doch was nützt der Reim? Der Reim der reimt, Wort um Wort, zum Satz vereint.

Im Leben ist sehr viel sehr schön, der Gesang und das Getön. Der Tanz, die Kunst, die Liebe und die Brunst.

Doch was bringt mir das Wort aufs Wort, wenn es nur reimt? Was bringt die Sonne, wenn sie nur zu scheinen scheint?

Der Reim ist schnell vergessen – da wartet auch schon am Teller was zu fressen.

Der Reim, der reimt sich fein, doch bald wird er gegessen sein.

Drum sag’ ich dir: Vergiss den Reim – Wort für Wort und Satz für Satz. Mach dir für die wichtigen Dinge Platz.

Nur was sich auf dein Leben reimt, bleibt in deinem Sein vereint.

Drum reim dir, Reim um Reim, dein eigenes Leben fein.

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Ob ich dich dafür verurteile? https://ichalsmich.com/ob-ich-dich-dafuer-verurteile/ https://ichalsmich.com/ob-ich-dich-dafuer-verurteile/#comments Tue, 18 Apr 2017 23:45:56 +0000 https://ichalsmich.com/?p=580 Weiterlesen Ob ich dich dafür verurteile?]]> Eine Nachricht an den Menschen, der meine Kamera geklaut hat:

Vielleicht hast du dich gefreut, dass neben meiner Canon 70D noch zwei teure Objektive in der Tasche waren. Über 2000 € hab ich für das gute Zeug bezahlt. Das Gesetz sagt, dass ein Diebstahl in dieser Höhe von einer „hohen kriminellen Energie“ zeugt. Sie würden dich ein paar Jahre ins Gefängnis sperren! Ob ich dich dafür verurteile?

Foto 09.04.17, 14 17 26Vielleicht hast du dir auch die Fotos auf der Speicherkarte angesehen, die ich an einem Wochenende an der Donau gemacht habe. Es waren Aufnahmen von Wasser, wie es an den Rand einer Betonstufe peitscht aber auch Bilder von einer grauen Mauer, welche die Freiheit nur durch einen kleinen Spalt erahnen lässt. Haben dich diese Bilder an etwas erinnert?

Ob ich dich verurteile? Ich verurteile dich, ich Foto 09.04.17, 13 00 56verurteile dich auf das Schärfste! Du schaffst es, dass ich mich in ständiger Unsicherheit fühle! Du bist eine Gesellschaft die Außenseiter an den Rand peitscht. Du bist eine Gesellschaft in der man sich auf seiner Karriereleiter gut fühlt – während man auf den Rest herabblickt. Du machst es möglich, dass arme Menschen immer mehr riskieren während Schlösser immer sicherer, Mauern immer höher und Menschen immer misstrauischer werden. Du bist eine Gesellschaft in der Soziale Gerechtigkeit noch eine mögliche Zukunft ist.

Lieber Mensch mit neuer Kamera:
Vielleicht wurdest du einfach hinter eine Mauer gesetzt und siehst die Freiheit nur durch einen Spalt. Vielleicht fühlst du dich gerade wie dieser graue Betonklotz, der den hohen Wellengang Tag für Tag zu spüren bekommt und sich dabei nicht bewegen kann. Vielleicht hättest du in einer Gesellschaft in der JedeR unter den gleichen Voraussetzungen geboren wird und alles erreichen kann wohl nichts riskiert. Du würdest unter anderen Vorzeichen genauso nach Sicherheit streben. Du wärst wie wir, Menschen die Versicherungen abschließen, weil DIE ANDEREN ein kalkuliertes Risiko sind.

Du musstest deine Freiheit riskiert, weil wir als Privilegierte niemals wirklich etwas riskieren. Ob ich DICH DAFÜR verurteile? Ich hoffe du hast nicht nur eine neue Kamera, sondern auch eine neue Perspektive.  :-*

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Mund jetzt zu und fort! https://ichalsmich.com/mund-jetzt-zu-und-fort/ https://ichalsmich.com/mund-jetzt-zu-und-fort/#respond Fri, 28 Aug 2015 01:38:33 +0000 https://ichalsmich.com/?p=559 Weiterlesen Mund jetzt zu und fort!]]>

Wie konnte es so weit kommen?”

Keine Politik propagierte auf das Herz zu hören.
Keine Religion predigte sich selbst zu finden.
Keine Schule lehrte eigenständig und frei zu denken.
Man lehrte Mathematik doch keine Toleranz.
Menschen wurden stets bewertet doch selten wertgeschätzt.
Hirarchien schufen Klassenmenschen.
Die Arbeit machte die Menschen müde und zwang sie in unnatürliche Verhaltensweisen.
Geld schuf egoistischen EinzelkämpferInnen.
Der Mensch verlor das Wissen über ein Leben ohne Zwang.
Die Menschen hielten an den bestehenden Machtverhältnissen fest.

So wuchs aus einer Demokratie der gesenkten Köpfe ein mörderisches Ungeheuer – und alle sahen es wüten…

“Wieso hast du nichts getan?”

#herzauf #mundauf #grenzenauf #refugeeswelcome

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30 Tage ohne Geld – KEEP THE TRASH ALIVE! https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-30/ https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-30/#respond Wed, 01 Jul 2015 23:04:19 +0000 https://ichalsmich.com/?p=527 Weiterlesen 30 Tage ohne Geld – KEEP THE TRASH ALIVE!]]> Geschafft! Was macht man als erstes nach einem Monat ohne Kohle? Klar, ab in den nächsten Fastfoodladen, einen veganen Cheeseburger verdrücken. Irgendwie eine “Tat” mit gemischten Gefühlen. Der Gedanke, dass durch meinen Kauf irgendwo noch gut erhaltene Lebensmittel in Containern verderben, ging mir nicht aus dem Kopf.


Nachdem sich das Experiment nach 15 Tagen mehr oder weniger im Kreis drehte und die immer selben Bilder einer verwöhnten Wegwerfgesellschaft entstanden, verspürte ich  nicht wirklich das Bedürftnis den Blog aktuell zu halten. Es gab dennoch viele Erlebnisse die ich noch erwähnen möchte bevor ich das Experiment “abschließe”.

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Ein Höhepunkt war das Interview in der FM4 Morning Show mit Judith Revers und Stuart Freeman. Ich war ziemlich aufgeregt, da ich nicht wirklich wusste ob mein Experiment großartig genug war, um vor der kritischen FM4 Höhrerschaft standzuhalten. Schlussendlich hat es aber sehr Spaß gemacht mir diesen herzliche Menschen zu quatschen. Auch das Feedback war sehr positiv. Falls ihr es verpasst habt, könnt ihr es  nachhören:

freunde für die tonne!

Spannend war auch der Tag an dem mein Bruder und einige Freunde aus Tirol zu Besuch in Wien waren. Sie hatten mein Experiment mitverfolgt, doch waren mit der Materie niemals wirklich konfrontiert worden. “Können wir mal mitgehen Dumpstern?” Ich war erste etwas skeptisch, es gab Tage an denen ich nichts gefunden hatte – was wenn sie dann enttäuscht sind oder es einfach nur ekelhaft finden?

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Die Angst war freilich total unbegründet, schon nach nur 2 Supermärkten waren wir so schwer beladen, dass wir 30 Minuten später in der Küche saßen und nicht schlecht staunten.  Gemeinsam haben wir aus dem “Müll” ein feines Essen zubereitet. Es wurde ihnen klar, dass diese Verschwendung reeller ist als sie glaubten. Es ist etwas anderes wenn man vor diesen Lebensmitteln steht, mit ihnen arbeitet, als nur die Fotos im Web zu sehen.

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Ich war glücklich darüber, dass das Gespräch noch lange in das Essen hineinreichte. Ein Festmahl mit reichhaltigen Vitamnen, Erfahrungen und sogar einer süßen Nachspeise.

Upcycling

Ich hab neulich ziemlich gut erhaltene Skateboards in einem Container gefunden, die somit mein nächstes Projekt einleiten – in 30 Tagen zum Profiskater. 🙂 Nein, ich werde mich demnächst der guten alten Handarbeit hingeben und mich dem sogenannten Upcycling widmen. Aus diesen Skateboards werd ich ein hippes Regal basteln und darüber in meinem Blog schreiben.

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Wie Geht’s weiter?

Ich werde mir täglich Burger und Pommes in die Figur schmeißen, dem Kapitalismus ein gewinnbringendes Liedchen singen und ein langweiliges Dasein im Angesicht meiner Trägheit fristen. 😉 Nein, mein Experiment ist nur eine Welle an Erfahrungen auf der ich zukünftig surfen werde. In mir schlummern viele neue Gedanken und Ideen. Ach, ich bin jetzt übrigens ausgebilfeter “Foodsaver” bei Foodsharing.at und werde Lebensmittel retten, bevor sie in der Tonne landen. Es gibt so viele Erfahrungen die ich gemacht habe und ich weiß nun einmal mehr, dass sich durch mein Handeln sehr vieles zum Positiven ändern kann. Ich werde mit anderen Augen durch Supermärkte gehen, nur mehr das notwedigste kaufen und versuchen den eigenen Hausmüll knapp zu halten. Ich werde die wichtigsten Grundnahrungsmittel zukünftig bei sogenannten Foodcoops konsumieren, damit umgeht man den Zwischenhandel und vermeidet auch noch sehr viel Abfall. Falls euch das Thema Interessiert, lege ich euch diese Seite ans Herz: www.foodcoops.at. Ich hab auch viel über mein restliches Konsumverhalten nachgedacht. Mein nächstes Handy wird ein Fair-Phone sein, es ist designt um es einfach reparieren zu können, das spart nicht nur Abfall sondern auch Geld. Ach, und  dann ist da noch dieses Upcycling-Projekt, das ich demnächst angehen werde. Auch wenn das Wort Nachhaltigkeit mittlerweile ziemlich instrumentalisiert wurde, sollte es DAS THEMA für unsere Zukunft sein. KEEP THE TRASH ALIVE!

DANKE

an alle Menschen die mich bei meinem Experiment unterstützt haben, die mir hin und wieder ausgeholfen haben, ob durch Motivation, einem Schuss Bratöl, Gewürzen oder dem ein oder anderen Genussmittel. Unterm Strich hab ich mir ca. 500€ gespart. Diese werden freilich nicht in das Wohkstandsbäuchlein investiert, sondern kommen demnächst den Menschen zugute, die es derzeit am dringensten haben – asylsuchende Menschen in Österreich.

Ich hoffe ich konnte einigen Menschen mit meinen Gedanken bereichern und freue mich wenn ihr meinen Blog weiterhin verfolgt.

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Tag 15 ohne Geld – Halbzeitgedanken https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-15/ https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-15/#comments Tue, 16 Jun 2015 21:53:00 +0000 https://ichalsmich.com/?p=418 Weiterlesen Tag 15 ohne Geld – Halbzeitgedanken]]> Wir leben in einem extrem reichen Land und das Traurige daran ist, dass wir uns schon so sehr an den Luxus gewöhnt haben, dass wir diesen Reichtum kaum noch schätzen und noch weniger fassen können.

Je näher der Tag rückt, an dem ich wieder Geld ausgeben werde, desto weniger verspüre ich das Gefühl etwas verpasst zu haben. Man sagt, dass man erst weiß was man hat, wenn es eines Tages nicht mehr da ist. Doch unterm Strich existieren hierzulande viel mehr von diesen Dingen, die man nur schätzt solange man sie hat. All diese kleinen Konsumgüter, die uns anscheinend glücklich machen, entpuppen sich nur als verzichtbare Gewohnheiten. Gerne schieben wir auch den Konsum vor den eigentlichen Bedürftnissen her. “Gehen wir auf einen Kaffe?” Eigentlich sollte ja die Freundschaft und der Mensch im Vordergrund stehen. Warum nicht: “Ich vermisse dich und würd dich gerne sehen.” Vielleicht fehlt uns ein wenig das Selbstvertrauen, um die eigentlichen Bedürftnisse auszusprechen und verstecken sie daher in einer Kaffeetasse, Eistüte, unter dem Kinosessel oder hinter einem Markenshirt. Ich bewege mich derzeit in einem Umfeld von Menschen, die mit sehr wenig auskommen.  Ich traf Leute, die schon seit Jahren ohne Geld leben oder mit sehr wenig auskommen müssen.

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Am Restl Festl von Foodsharing teilten die Menschen das übrig gebliebene Essen aus dem Überschuss unseres Konsums. Gemeinsam bereiteten wir das Essen zu und aßen es. Sobald wir weniger haben oder uns mit weniger zufrieden geben rücken wir wieder näher zusammen. Und genau an Orten wie diesen findet man ein Stück echtes Glück. Etwas was ich nicht vermisse, ist die Herzlichkeit mit der man umworben wird. Prestige und Eitelkeit schlagen hier in eine ganz andere Richtung. Manchmal schäme ich mich sogar für mein überteuertes Smartphone. Ich denke, dass ich nach diesem Monat viel sparsamer leben werde ohne, dass es sich wie Verzicht anfühlt. Meine größte Angst ist, dass mich das Leben mit Geld wieder bequem macht und ich in alte Gewohnheiten zurückfalle.

Vor diesem Monat war es für mich ein ungutes Gefühl ohne Bargeld aus dem Haus zu gehen, da ich schon so konditioniert war alle Ansprüche auf das Leben automatisch mit Geld zu verbinden. Die bisherige Erfahrung hat mir gezeigt, dass die Kröten in der Tasche oft nur dafür sorgen, dass wir uns in den ewig selben Kreisen bewegen, ohne auch nur geringfügig aus dem Alltag auszubrechen. Dieser finanzielle Sicherheitsgedanke verhindert leider auch oft, dass wir Hilfe annehmen oder uns nach Alternativen zum Konsum umsehen. Viel lieber verschulden wir uns bei der Hausbank, als einen Freund oder eine Freundin um Hilfe zu bitten. Wieso ist Geld so wichtig, dass wir uns so sehr darüber definieren und dahinter verstecken?

Die Frage ist, was wir von unserem Leben erwarten. Wenn man nur halb so viel ausgeben würde, müsste man nur halb so viel arbeiten und hätten doppelt so viel Freizeit. Auch ein schöner Gedanke oder?

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15 Tage ohne Geld liegen nun hinter mir, was kann jetzt noch schief gehen?  Es ist zu einfach unter der königlichen Tafel zu lauern. Lächerlich, dass ich die Befürchtung hatte mein Experiment würde damit enden, dass ich Abends hungrig und selbstbemitleidend einen Burger bestelle. Ich wollte eigentlich lernen wie es ist wenig zu haben, doch ich lebe im Überfluss.

 

 

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Tag 14 – Interview mit Flo (Audio) https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-14/ https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-14/#respond Tue, 16 Jun 2015 00:44:33 +0000 https://ichalsmich.com/?p=442 Weiterlesen Tag 14 – Interview mit Flo (Audio)]]> Am Sonntag gegen 23:00 traf ich auf der Mariahilferstraße einen Menschen, der schon längere Zeit auf der Straße lebt und mich mit seiner Geschichte sehr berührt hat. Kurzerhand bat ich ihn um ein Interview, das ich mittels Smarphone aufgezeichnet habe. Es ist wirklich jede Minute wert! Das Leben ist ein Hund…

 

Ich hab ihm meine Nummer gegeben und bin sehr gespannt ihn kennenzulernen.

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Tag 11 – Das Glück in den Dingen https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-11/ https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-11/#respond Thu, 11 Jun 2015 22:30:41 +0000 https://ichalsmich.com/?p=350 Weiterlesen Tag 11 – Das Glück in den Dingen]]> Kurios, wie viel Geld ich im letzten Monat glaubte ausgeben zu müssen um glücklich zu sein. Bin ich nun am Boden zerstört, da ich all diese schönen Dinge nicht mehr habe?

Die letzten Monate meines Luxuslebens waren geprägt durch Kinobesuche, satte Einkäufe, Essen via Smartphone, Restaurantbesuche, Fernsehabende, ein romantisches Wochenende mit dem neuesten Egoshooter auf der Spielkonsole, Dates im Café und natürlich der Cocktail mit Freunden am Abend.

Und plötzlich riss mich der spontane Selbstversuch “30 Tage ohne Geld” komplett aus dieser Welt – der Horror!? Nein, ganz im Gegenteil und das gibt mir gerade den Stoff, viele Dinge zu hinterfragen. Meine neuen Lebensumstände landeten ziemlich schnell in den offenen Armen meiner Zufriedenheit. Aber warum ändert sich so wenig in meinem gefühlten Dasein, obwohl ich nichts mehr von all dem Glanz abbekomme?

Der Reichtum sagt noch wenig über das Glück eines Menschen aus – right?

Ich glaube, selbst der Luxus auf großem Fuß zu leben, verkommt im Sumpf des Alltags zur Routine. Was bleibt, wenn wir abends unseren müden Geist zu Bette tragen? Es sind nicht die Dinge selbst, es sind die Bedeutungen, die man ihnen im Licht des Tages geschenkt hat. Und genau dehalb fehlt es mir derzeit an nichts. Was ist schon Reichtum wenn wir die Relation verlieren?

Ich habe mich das erste Mal in meinem Leben wirklich übertrieben über eine Packung Nudeln gefreut, die ich beim Dumpstern (Containern) gefunden habe. Wohl kaum nachvollziehbar für Menschen, die Nudeln ohne eine Miene zu verziehen in den Einkaufswagen legen. Ich fühlte mich reich – auch wenn nur an Nudeln – es machte mich glücklich.

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Die große Wohnung, die neuen Alufelgen, das hippste Smartphone und die angesagteste Markenkleidung. Das sind nur Sachen, denen man durch Wertschätzung Bedeutung zumisst. Ich frage mich, ob wir überhaupt noch selbst darüber entscheiden, welche Bedeutung wir den Dingen schenken. Übernimmt das nicht schon zum Großteil die Werbeindustrie? Sie misst den Dingen die wir nicht haben Bedeutung zu. Aber wie nahe lassen wir diese Dynamik des freien Marktes an uns heran und können wir diese verkaufsfördernden Maßnahmen von unseren wirklichen Bedürfnissen unterscheiden?

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Schließlich lernt man in der Schule nicht ,wie man mit Geld umgehen muss? Doch, aber noch nicht flächendeckend. Unlängst lernte ich ein sehr ambitioniertes Team (Foto) an engagierten Menschen kennen, das das ändern will. Sie schulen Jugendliche spielerisch in ihrer Finanzkompetenz und geben ihnen mittels Workshops und cooler Projekte ein sehr unterschätztes Thema mit auf ihren Weg. Das hat jedenfalls einen Daumen nach oben verdient: facebook.com/threecoin3 | www.threecoins.org

Wir verstecken uns oft hinter einer Fassade von Dingen, die eigentlich nur eine indirekte Bedeutung für uns haben. Schätzen wir das Design unserer Markenkleidung wirklich so sehr, weil wir uns für Mode interessieren? Ich denke die wenigsten könnten auch nur eine Minute über das Outfit sprechen, das sie sich teuer erkauft haben. Wir wollen doch alle nur geliebt werden oder geht’s nur mir so beim Einkaufen? 🙂

Es ist ja nicht schlecht, sich nach sozialer Anerkennung zu sehnen. Der Mensch ist ein soziales Wesen – ein Rudeltier wenn man so will. Wenn alle ein neues Smartphone haben, will man das eben auch. Die Kehrseite dieser prestigeorientierten Gesellschaft ist das liebe Geld, das leider nicht alle so zahlreich besitzen um an das selbe “Glück” zu kommen.

Diese Woche erreichten mich einige Nachrichten über meine Facebook-Seite. Besonders von Menschen, die weniger hatten. Jemand schämte sich sogar dafür, sich alleine kostenloses Essen aus einem foodsharing Fair-Teiler (öffentliche Kühlschränke von foodsharing.at) zu holen.  Da wurde mir die Kehrseite dieses Lebens im Glanz und Glamour schnell bewusst – Ausgrenzung.

„Wenn die meisten sich schon armseliger Kleider und Möbel schämen, wie viel mehr sollten wir uns da erst armseliger Ideen und Weltanschauungen schämen.“ Albert Einstein (*1879, †1955)

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Wo wir schon beim Thema sind. Ich habe neulich beim Einkauf nach Ladenschluss gut erhaltene Markenkleidung in der Restmülltonne gefunden. Schade, dass dieser Mensch nicht den Mehrwert darin gesehen hat, diese tollen Klamotten weiterzuschenken. Hosen von “Armani Exchange” sind ja bekanntlich auch nicht die billigsten. Das T-Shirt hat übrigens schon eine neue Besitzerin. Es freut mich, jemandem damit eine Freude zu machen.

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Ich war bei einer Veranstaltung namens “Share Tank”, dort diskutierten inspirierende Menschen über die Share Economy. Es ist ein erstrebenswerter Ansatz, nicht alle Dinge besitzen zu müssen, es reicht, sie benützen zu können. Das kratzt jetzt sehr oberflächlich an der Thematik, daher möchte ich ganz subtil auf die TOLLEN Veranstaltungen von Vienna Shares hinweisen.

Die Essenz meiner Erfahrung der letzten 11 Tage ist ganz einfach zu erklären. Das Ausbrechen aus dem kommerziellen Teil des Alltags macht jede Menge Laune und bereichert mein Leben in seiner Wertschätzung nachhaltig. Auch wenn ich jetzt weniger zum Leben habe, gewinnen andere Dinge immer mehr an Bedeutung.

Danke allen, die mir unterstützende Worte geschrieben haben und fleißig meine Artikel teilen. 🙂

PS: Mama & Papa, mir geht es wirklich gut. <3

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Tag 6 – Robin Hood der grünen Tonnen https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-6/ https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-6/#respond Mon, 08 Jun 2015 01:52:51 +0000 https://ichalsmich.com/?p=305 Weiterlesen Tag 6 – Robin Hood der grünen Tonnen]]> Als ich am Samstag meinen ersten wohnungslosen Tag in Wien verbrachte, wurde ich von einer Gruppe AktivistInnen eingeladen, um mit ihnen Lebensmittel aus der Tonne zu retten. Diesmal allerdings in einer neuen Dimension, die mir den Mund weit öffnete.

Das klang nach dem kleinen Abenteuer, das ich brauchte, um mir mein Wochenende mit neuen Erfahrungen zu füllen. Nicht ganz nebenbei brauchte ich das Essen nun mehr denn je, nachdem ich mich aus meiner Wohnung ausgesperrt hatte und temporär bis Sonntag weder Unterkunft noch Essen hatte. (Tag 5) Ich traf die Leute am ausgemachten Treffpunkt und stieg gespannt in den Kleintransporter ein.

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Die Fahrt war entspannt und ich wusste nicht, was mich Neues erwarten würde, immerhin bin ich ja mittlerweile etwas mit der Thematik vertraut. So fuhren wir von den abgelegensten bis in die belebtesten Gebiete Wiens.

Was ich hier mit eigenen Augen sah, machte mich traurig und saurer, als die noch kalte Milch, die aus dem Abfallcontainer ungehört ihre Abschiedshymne sang.

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Tonnen voller Brot, so frisch und weich, als wäre es direkt aus dem Ofen gefallen.

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So viele Bananen, dass wir es niemals geschafft hätten, genügend hungrige Menschen oder Affen dafür begeistern zu können. Nur wenige fanden nach ihrer langen Reise aus Afrika den Weg in unseren Transporter. Da sorgte auch kein Fair-Trade Logo für gute Laune.

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Unsere Kisten wurden immer voller, wir wurden immer wählerischer mit der Auswahl des Weggeworfenen.

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Im Müllraum stehende Einkaufswagen wurden gleich für den Abtransport instrumentalisiert. Es entstand ein einkaufsähnliches aber dennoch trauriges Gefühl.

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Viele Getränke wurden anscheinend weggeworfen, da das Mindesthaltbarkeitsdatum am selben oder nächsten Tag abgelaufen war, Etiketten zerissen oder abgegangen sind.

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Von noch kalten Smoothies bis Mineralwasser, Orangensäfte, Hohes C, Coca Cola… All das ist den KonsumentInnen anscheinend nicht mehr zumutbar.

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Der Kleintransporter füllte sich schnell mit den kostbaren Lebensmitteln, die aus der Wertschöpfungskette des Verkaufs gefallen waren.

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Am Ende wurden die Lebensmittel zu Menschen gebracht, die sich diesen Luxus nicht leisten können, da sie finanziell schlechter gestellt sind.

IHR SEID SPITZE!
Diese AktivistInnen werden keine Preise gewinnen, sie werden auch nicht für ihre Taten gelobt, da vor dem Recht nicht die Verschwendung der Supermärkte, sondern die Rettung dieser Lebensmittel illegal ist. In diesem Falle spreche ich diesen Menschen meinen größten Respekt aus. Robin Hood hat seine treuen Nachfahren in Wien und viele Menschen profitieren davon.  🙂

Selbst ich zog mit gefüllten Taschen von dannen. Eine Freundin, bei der ich schlafen konnte, empfing mich mit großen Augen und konnte es selbst nicht glauben, was für ein Abendessen ich uns mitgebracht hatte. Ein Festmahl, das wir so schnell nicht vergessen werden.

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Auch wenn wir es uns nun leicht machen und die Schuld den Supermärkten zuschieben, so sollten wir uns zuallererst selbst fragen, wie unsere Kaufgewohnheiten aussehen, nach denen sich der Handel richtet. Würden wir die braune Banane noch kaufen? Schmeißen wir das übrig gebliebene Essen nicht auch in den Hausmüll?

Wir müssen ALLE gesamtheitlich umdenken.

Lebensmittelabfälle: Zahlen, Daten und Fakten
http://www.wien.gv.at/umweltschutz/abfall/lebensmittel/fakten.html

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Tag 5 – Freundschaft ist der Schlüssel https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-5/ https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-5/#respond Mon, 08 Jun 2015 00:31:55 +0000 https://ichalsmich.com/?p=278 Weiterlesen Tag 5 – Freundschaft ist der Schlüssel]]> Freitag Abend kündigte sich neben dem  Wochenende auch die Nahrungsmittelknappheit  an. Nach der Arbeit musste also neues Essen auf den Teller. Dank dem Schlüssel, den mir Keyman geliehen hatte, war das nun kein Problem mehr – dachte ich mir. Verrückt, dass mir gerade mein Schlüssel wenige Stunden später zum Verhängnis werden würde.

Als ich hungrig die Arbeit verließ, ging ich einfach nur drauf los, ich streifte zwar mit einer ungefähren Richtung aber keinem Ziel durch den 7. Bezirk.

Der Fair-Teiler im Cafe Siebenstern hatte nur ein karottenähnliches Gewächs zu bieten, an dem ich kurz rumknabberte, bis es in meiner Tasche verschwand. Ich sah junge Menschen, die schon auf dem Weg in das verdiente Wochenende waren. Lokale, mit Tischen neben der Straße: Menschen aßen prunkvolle Gerichte und tranken Wein. Ich kam mir ausgegrenzt vor. Mitten in der lebenswertesten Stadt brannte in mir das Gefühl, dass mir dieses Wochenende von all dem Reichtum nichts zu bieten hätte. Ich war niedergeschlagen, wahrscheinlich unterzuckert. Die letzten Sonnenstrahlen verbrachte ich im Park neben einer Gruppe junger Menschen, die meine Sorgen nicht teilten.

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Hat mein Experiment überhaupt Sinn? Wen interessiert das schon, was ich mache? Ich wünschte mir Gesellschaft und dieser stumme Schrei ins Universum blieb nicht ungehört. Mein Freund schrieb mir.

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(Anm. Dialekt | Tirol)

Er bot mir an, mich auf einen Veggie-Burger einzuladen. Ich entgegnete ihm:

„Ich glaub, das will ich nicht, ich würd mich sehr freuen, aber ich muss das ohne deine Hilfe schaffen“

Das Schloss vor meinem Mund musste ich wohl mit dem Müllraumschlüssel öffnen. Also machte ich mich hungrig im 3. Bezirk auf die Suche nach dem Stoff, aus dem satte Träume waren. Doch ich wusste einfach nicht, wo die Müllräume der dort ansässigen Supermärkte waren. Ich war doch noch nie allein dumpstern. Natürlich war ich auch zu feig, alleine danach zu suchen – immerhin bewege ich mich hier in einer gesetzlichen Grauzone. Aber mal ehrlich, welche Supermarktkette würde Anzeige erstatten, weil ein hungriger Mensch das essen will, was sie bereits weggeworfen haben. In diesem Fall brächte es für die nächste Weihnachtsfeier wohl einen extra Raum für die mit der Marketingabteilung verfeindeten Rechtsabteilung. Aber die rechtliche Lage ist soundso eine andere, sobald der Müll aus dem Supermarkt in den Müllraum wandert, gehört er der MA48. Dieser ist die Thematik der “MülldiebInnen” längst bekannt, daher ist man fleißig daran, die Schlösser mit jenen auszutauschen, deren Schlüssel unkopierbar sind. Was man davon halten soll, überlasse ich dem eigenen Verstand.

Am Weg durch die Straßen machte ich mir noch so einige Gedanken. Mache ich mir mit meinem Experiment nur was vor? Ist es eine Illusion, durch Enthaltsamkeit die Empathie für wirklich arme Menschen zu erlangen? Ich fühlte mich zwar am Boden aber war es das selbe Gefühl, das Menschen empfinden, die wirklich kein Geld haben? Als ich nur mit der seltsamen Karotte heimgekehrt war, entschloss ich mich kurzerhandm zu meinem Freund zu gehen, ohne seine Essenseinladung in Anspruch zu nehmen. Ich packte also von den Restgedanken meiner Pleite geplagt meinen Rucksack und warf die Tür hinter mir zu. Im Augenblick als das Schloss in die Tür schoss … schoss es mir durch den Kopf.

“OH NEIN, DER SCHLÜSSELBUND …”

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Ich hatte sämtliche Schlüssel und natürlich auch meine Geldtasche mit allen Karten und Ausweisen in der Wohnung liegen lassen – natürlich besitze ich keinen Zweitschlüssel – warum auch?

Was nun?
Schlüsseldienst kam nicht in Frage, das wäre das bezahlte Ende meines Selbstversuches. Meinem Vermieter meinte am Telefon, er komme erst Sonntag Abend wieder nach Wien und könne mir dann den Zweitschlüssel zu meiner Wohnung geben. Na gut, ich akzeptierte dieses kleine Schicksal, womit sich mein Experiment etwas verschärfte. Ein Wochenende ohne Wohnung, Identitätsnachweis und U-bahnkarte brach an. Ob es naiv oder zuversichtlich war, bereitete mir in diesem Augenblick keine großen Gedanken.

So verbrachte ich einen schönen Abend bei meinem Freund – es gab auch Knabberzeug, Spaghetti mit Tomatensauce und ein weiches Bett. Wie mein Wochenende werden würde wusste ich nicht, doch mir wurde einmal mehr bewusst, Freundschaft ist der Schlüssel zu vielem mehr als der gefüllteste Müllraum Wiens zu bieten hätte.

Danke Tolga! <3

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Tag 4 – Die LebensmittelretterInnen https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-4/ https://ichalsmich.com/30-tage-ohne-geld-tag-4/#respond Thu, 04 Jun 2015 22:24:37 +0000 https://ichalsmich.com/?p=263 Weiterlesen Tag 4 – Die LebensmittelretterInnen]]> Mittlerweile verläuft mein Experiment “30 Tage ohne Geld” ziemlich entspannt. Ich nähre mich noch von den gedumpsterten Lebensmitteln des 1. und 2. Tages. Heute gab es ein feines Frühstück, für das ich all meine Prinzipien über Bord werfen musste, da ich als Veganer eigentlich nichts esse, das ein Gesicht trägt.

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Am Nachmittag traf ich Eva Maria Bruschek, Obfrau des Vereins “Die LebensmittelretterInnen”. Auf einer schattigen Parkbank am Karlsplatz haben wir über die Lebensmittelverschwendung in Wien gesprochen. Ihr Ansatz ist es, den Weg durch die Tonne zu umgehen, indem sie das überschüssige Obst und Gemüse direkt bei den HändlerInnen abholen.

ichalsmich: Hallo Eva Maria, erzähl mal, was sind die LebensmittelretterInnen?

Eva Maria: Die LebensmittelretterInnen sind ein Verein mit ungefähr 150 Mitgliedern, die, wie der Name schon sagt, Lebensmittel retten. Wir holen derzeit vom Brunnenmarkt, Viktor-Adler-Markt, von einer Bäckerei, wir haben eine Kooperation mit Rita bringts…

ichalsmich: Was holt ihr denn ab?

Eva Maria: Obst, Gemüse das nicht mehr verkäuflich ist. Weil die Birne braun ist, die Tomate ein wenig weicher, die Banane Flecken hat, solche Sachen. Bei Rita bringt’s sind es Sachen, die vom Catering übrig bleiben und bei der Bäckerei das Brot – logischerweise.

ichalsmich: Warum wird das nicht wiederverwertet?

Rita bringt’s verkauft teilweise zwei zum Preis von einem, aber das funktioniert auch nicht wirklich. Denen ist es wichtig, dass es etwas Sozialem zugute kommt. Den Bäckereien ist es egal, die schmeißen tonnenweise weg, das sind manchmal bis zu 7 Säcke pro Bäckerei. Die Leute, die am Brunnenmarkt einkaufen, wissen teilweise einfach nicht, dass beispielsweise eine Tomate ,die ein wenig weicher ist, trotzdem noch in Ordnung ist.

ichalsmich: Wäre es denn unwirtschaftlich für diese Betriebe, das Übriggebliebene oder Unschöne weiter zu verarbeiten – z.B. zu Marmeladen?

Eva Maria: Das sind Standler, die verkaufen nur und verwerten nicht. Vom Gefühl her sind sie froh, es taugt ihen, dass es uns gibt und wir es weitergeben – klar, sie haben ja auch dafür bezahlt und schmeißen auch ungerne weg. Was ich nicht verstehe sind die Bäckereien, die backen am Abend noch ein frisches Fladenbrot.

ichalsmich: Machen die Bäckereien am Abend so viel Umsatz, dass das notwendig ist?

Eva Maria: Natürlich, die Leute sind eben so verwöhnt, dass bis zum Ladenschluss noch etwas da sein muss. Wenn das Fladenbrot beim Bäcker A nicht da ist, gehen die Leute eben 10 Meter weiter zum Bäcker B.

ichalmich: Aber ProduzentInnen oder VerkäuferInnen haben ja auch das Recht, ihre Lebensmittel wieder wegzuschmeißen – oder nicht?

Eva Maria: Nein, das glaube ich nicht, weil Lebensmittel, wie der Name schon sagt, zum Leben da sind. Und in dem Moment wo ich sie wegwerfe, nehme ich dem Lebensmittel den Wert und verhindere, dass sie zum Leben sind. Ach es ist so schwierig…

ichalmich: In Frankreich gibt es ja jetzt diese Gesetze gegen Lebensmittelverschwendung, was hältst du davon?

Eva Maria: Garnichts, weil sie es ja auch kompostieren dürfen, im Endeffekt schmeißen sie es weg. Einerseits geben sie es dann Vereinen, die wieder Geld für die Lebensmittel verlangen oder man muss sich als EmpfängerIn dann wieder outen: „Ich bin arm, ich hab kein Geld”. Dieses Kriterium „bedürftig“ ist so eine Sache, weil mittlerweile gibt’s so viele Leute die arbeiten gehen und ihre 1500 € bekommen aber unterm Strich bleibt ihnen auch nichts, weil die Wohnung teuer ist, sie Schulden zurückzahlen müssen oder die Mutter unterstützten. Aber „arm“ sind sie ja nicht, weil sie verdienen ja eh so viel. (sarkastisch)

ichalmich: Was kann man denn deiner Meinung nach machen, damit kein Lebensmittel mehr weggeworfen wird?

Eva Maria:
Für mich hat Kärnten da eine ganz gute Aktion, seit einem Jahr gibt’s diesen Free-Market. Die haben eine Kooperation mit Spar, wo das Übriggebliebene abgeholt wird.  Alle Menschen können am Free-Market Lebensmittel gratis abholen – egal ob man General-Direktor oder ein Obdachloser ist.

ichalmich: Was kann man noch machen, um die Verschwendung zu minimieren?

Eva Maria: Man muss den Leuten klar machen, dass das Mindeshaltbarkeitsdatum ein Mindesthaltbarkeitsdatum ist. Ein Joghurt kann 8 Wochen danach immer noch gegessen werden. Eier hab ich selbst getestet, die sind nach 9 Monaten immer noch in Ordnung. Bei einem Fisch oder Faschiertem ist das was anderes, das hält halt nicht so lange. Aber jeder intelligente Mensch kann riechen, im Notfall schmecken – man schmeckt es, wenn es nicht mehr gut ist. Oder wenn es schimmelig ist, dann sieht man es. Was haben denn unsere Eltern früher gemacht?

ichalmich: Ich hab ja dieses Experiment und schätze Lebensmittel mittlerweile viel mehr, da ich den ganzen Luxus nicht mehr habe. Ist unsere Gesellschaft einfach zu verwöhnt vom täglichen Konsum?

Eva Maria: Ja, sie ist zu verwöhnt. Was ich immer so witzig finde ist, wenn Leute dann sagen, sie leben konsumfrei. Ja, aber das geht halt nur so lange nicht alle mitspielen. Zu sagen, ich leb konsumfrei, aber ich hol mir meinen Fernseher, mein Smartphone und meine tolle Kleidung über beispielsweise Share&Care. Ja, das muss ja vorher auch jemand bezahlen. Also wenn jeder sagt, ich konsumier das nicht, dann geht das vom System her nicht – das kann nicht funktionieren.

ichalmich: Also ist Konsum an sich nichts schlechtes, wenn man ihn mit Maß und Ziel betreibt?

Eva Maria: Genau, man darf die KonsumentInnen nicht verteufeln, aber man muss ja auch nicht alles haben, man muss nicht das neueste Smartphone haben, man braucht nicht die Zwiebeln aus Australien, man kann die auch bei uns holen.

ichalmich: Ist es irgendwann mal vorstellbar Lebensmittel zu verteilen ohne ihnen einen Geldwert zu geben?

Eva Maria: Ist es – weil wir machen das ja auch. Wir verteilen die Sachen vom Brunnenmarkt an AlleinerzieherInnen, Studierende, wer eben aller mitgeht. Und mittlerweile kommen dann auch Leute zum Schluss beim Aufteilen. Roma, Bulgar_innen und so weiter. Die haben auch kein Problem den matschigen Paradeiser zu greifen. Die sind halt jetzt gut und müssen gleich verwertet werden.

Ichalmich: Aber euer Prinzip funktioniert halt auch nur, weil andere für die schönen Sachen bezahlen. Es ist das was übrig bleibt.

Eva Maria: Es ist das was übrig bleibt – aber wenn die Leute nicht so deppert wären … Entschuldigung (hahaha) – dann würden sie das ja auch kaufen. Es muss halt alles superschön sein.

ichalmich: Danke Eva Maria für deine Zeit.

Nach dem Interview hat mich mich Eva Maria noch zum Viktor-Adler Markt eingeladen,  damit ich mir selbst ansehen kann, wie viel dort übrig bleibt. Natürlich auch, um mir einen frischen Vorrat für das Wochenende anzulegen.

Danach gings weiter auf die Donauinsel, wo ich eine schöne Zeit verbrachte. Die Sonne und der gedumpsterte Salat waren ein schöner Abschluss meines geld- und arbeitsfreien Tages. Das Leben ohne Luxus ist gar nicht mal so schlecht.

 

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