Tag 11 – Das Glück in den Dingen

Kurios, wie viel Geld ich im letzten Monat glaubte ausgeben zu müssen um glücklich zu sein. Bin ich nun am Boden zerstört, da ich all diese schönen Dinge nicht mehr habe?

Die letzten Monate meines Luxuslebens waren geprägt durch Kinobesuche, satte Einkäufe, Essen via Smartphone, Restaurantbesuche, Fernsehabende, ein romantisches Wochenende mit dem neuesten Egoshooter auf der Spielkonsole, Dates im Café und natürlich der Cocktail mit Freunden am Abend.

Und plötzlich riss mich der spontane Selbstversuch “30 Tage ohne Geld” komplett aus dieser Welt – der Horror!? Nein, ganz im Gegenteil und das gibt mir gerade den Stoff, viele Dinge zu hinterfragen. Meine neuen Lebensumstände landeten ziemlich schnell in den offenen Armen meiner Zufriedenheit. Aber warum ändert sich so wenig in meinem gefühlten Dasein, obwohl ich nichts mehr von all dem Glanz abbekomme?

Der Reichtum sagt noch wenig über das Glück eines Menschen aus – right?

Ich glaube, selbst der Luxus auf großem Fuß zu leben, verkommt im Sumpf des Alltags zur Routine. Was bleibt, wenn wir abends unseren müden Geist zu Bette tragen? Es sind nicht die Dinge selbst, es sind die Bedeutungen, die man ihnen im Licht des Tages geschenkt hat. Und genau dehalb fehlt es mir derzeit an nichts. Was ist schon Reichtum wenn wir die Relation verlieren?

Ich habe mich das erste Mal in meinem Leben wirklich übertrieben über eine Packung Nudeln gefreut, die ich beim Dumpstern (Containern) gefunden habe. Wohl kaum nachvollziehbar für Menschen, die Nudeln ohne eine Miene zu verziehen in den Einkaufswagen legen. Ich fühlte mich reich – auch wenn nur an Nudeln – es machte mich glücklich.

11403486_1590084291260660_1994668711158241738_n

Die große Wohnung, die neuen Alufelgen, das hippste Smartphone und die angesagteste Markenkleidung. Das sind nur Sachen, denen man durch Wertschätzung Bedeutung zumisst. Ich frage mich, ob wir überhaupt noch selbst darüber entscheiden, welche Bedeutung wir den Dingen schenken. Übernimmt das nicht schon zum Großteil die Werbeindustrie? Sie misst den Dingen die wir nicht haben Bedeutung zu. Aber wie nahe lassen wir diese Dynamik des freien Marktes an uns heran und können wir diese verkaufsfördernden Maßnahmen von unseren wirklichen Bedürfnissen unterscheiden?

11393428_621190277983567_2566323248202265469_o

Schließlich lernt man in der Schule nicht ,wie man mit Geld umgehen muss? Doch, aber noch nicht flächendeckend. Unlängst lernte ich ein sehr ambitioniertes Team (Foto) an engagierten Menschen kennen, das das ändern will. Sie schulen Jugendliche spielerisch in ihrer Finanzkompetenz und geben ihnen mittels Workshops und cooler Projekte ein sehr unterschätztes Thema mit auf ihren Weg. Das hat jedenfalls einen Daumen nach oben verdient: facebook.com/threecoin3 | www.threecoins.org

Wir verstecken uns oft hinter einer Fassade von Dingen, die eigentlich nur eine indirekte Bedeutung für uns haben. Schätzen wir das Design unserer Markenkleidung wirklich so sehr, weil wir uns für Mode interessieren? Ich denke die wenigsten könnten auch nur eine Minute über das Outfit sprechen, das sie sich teuer erkauft haben. Wir wollen doch alle nur geliebt werden oder geht’s nur mir so beim Einkaufen? 🙂

Es ist ja nicht schlecht, sich nach sozialer Anerkennung zu sehnen. Der Mensch ist ein soziales Wesen – ein Rudeltier wenn man so will. Wenn alle ein neues Smartphone haben, will man das eben auch. Die Kehrseite dieser prestigeorientierten Gesellschaft ist das liebe Geld, das leider nicht alle so zahlreich besitzen um an das selbe “Glück” zu kommen.

Diese Woche erreichten mich einige Nachrichten über meine Facebook-Seite. Besonders von Menschen, die weniger hatten. Jemand schämte sich sogar dafür, sich alleine kostenloses Essen aus einem foodsharing Fair-Teiler (öffentliche Kühlschränke von foodsharing.at) zu holen.  Da wurde mir die Kehrseite dieses Lebens im Glanz und Glamour schnell bewusst – Ausgrenzung.

„Wenn die meisten sich schon armseliger Kleider und Möbel schämen, wie viel mehr sollten wir uns da erst armseliger Ideen und Weltanschauungen schämen.“ Albert Einstein (*1879, †1955)

11425180_1591048594497563_7212533268786415309_n

Wo wir schon beim Thema sind. Ich habe neulich beim Einkauf nach Ladenschluss gut erhaltene Markenkleidung in der Restmülltonne gefunden. Schade, dass dieser Mensch nicht den Mehrwert darin gesehen hat, diese tollen Klamotten weiterzuschenken. Hosen von “Armani Exchange” sind ja bekanntlich auch nicht die billigsten. Das T-Shirt hat übrigens schon eine neue Besitzerin. Es freut mich, jemandem damit eine Freude zu machen.

10408744_1590364631232626_4065013807941364511_n

Ich war bei einer Veranstaltung namens “Share Tank”, dort diskutierten inspirierende Menschen über die Share Economy. Es ist ein erstrebenswerter Ansatz, nicht alle Dinge besitzen zu müssen, es reicht, sie benützen zu können. Das kratzt jetzt sehr oberflächlich an der Thematik, daher möchte ich ganz subtil auf die TOLLEN Veranstaltungen von Vienna Shares hinweisen.

Die Essenz meiner Erfahrung der letzten 11 Tage ist ganz einfach zu erklären. Das Ausbrechen aus dem kommerziellen Teil des Alltags macht jede Menge Laune und bereichert mein Leben in seiner Wertschätzung nachhaltig. Auch wenn ich jetzt weniger zum Leben habe, gewinnen andere Dinge immer mehr an Bedeutung.

Danke allen, die mir unterstützende Worte geschrieben haben und fleißig meine Artikel teilen. 🙂

PS: Mama & Papa, mir geht es wirklich gut. <3

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.